IM Stefan Reschke verstorben
(von Markus Busche)


Liebe Schachfreunde, unser Vereinsmitglied Stefan lebt nicht mehr.
Ihr wisst, dass er lange schon sehr krank war. Trotzdem kam für mich sein Tod jetzt doch überraschend.
Ich lernte Stefan kennen, als ich Anfang der 80er Jahre in den Schachclub Sindlingen eintrat. Ein etablierter Stammspieler sagte damals über Stefan, dass er gegen ihn ganz bestimmt nie verlieren werde. Das hat Stefan nicht davon abgehalten, sehr schnell besser zu werden und dann doch alle zu schlagen. Der „Drache“ war bald sein Markenzeichen, und ein Qualitätsopfer auf c3 war das Erste, an was ich mich in einer seiner Partien erinnern kann. Schnell war ihm die Schachwelt im Schachklub Sindlingen zu klein, er zog los in die Schachwelt bis in die Schachbundesliga hinein und erwarb sich den Titel eines internationalen Meisters.
An seinen Eröffnungssystemen war Stefan theoretisch sehr interessiert, und sammelte jegliche Informationen, die irgendwie zu erhalten waren. Im Gegensatz zu anderen Spielern hat er sich mit diesen Informationen sehr auseinandergesetzt, konnte sich vieles einprägen und weiterentwickeln. Stefan hat einem Schachfreund damals gesagt, dass jedes seiner Schachbücher mindestens einen halben Punkt wert sei.
Tatsächlich hat sich Stefan im Laufe der Zeit eine gewaltige Schachbibliothek aufgebaut und umfassendes Schachwissen erworben. Als langjähriger hessischer Landestrainer haben viele junge Talente von diesem breiten Wissen erfolgreich profitiert. Stefan war geradlinig und auch streng, wenn es um Schach ging. Er glaubte daran, dass gutes Training und harte Arbeit im Schach Erfolg bringen, und bereitete sich stets gewissenhaft auf seine Partien vor. Dabei war er für Neues immer offen. Er hat mir von vielen Spielern erzählt, die sehr viel Zeit für ihr Schach investieren und trotzdem einfach nicht besser werden. Er sagte mir immer: „Du musst an den richtigen Sachen arbeiten. Wer aus seinen Fehlern nicht lernen will und sich nicht ändern will, der kommt nicht voran“. Nach seiner Meinung ist ein falsch verinnerlichtes Schachwissen ein großes Hindernis für den Schacherfolg. Stefans große Erfolge als Trainer geben ihm recht.
Durch seine guten Kontakte in der Schachwelt waren die Gespräche mit Stefan nie langweilig. Neben Schach hat Stefan auch erfolgreich Fantasy-Spiele gespielt, hat Comics und Filme geliebt. Die Schachwelt allein war ihm nicht groß genug.
Als Schachspieler war Stefan durchaus bescheiden, und hat seine Spielstärke nicht „raushängen“ lassen. Wir haben einmal zusammen ein Königsindisch- Seminar Training von Viktor Bologan besucht. Beim Mittagessen wurde Bologan von seinen Fans sehr bedrängt, und setzte sich dahin, wo der „Tornado“ am kleinsten war – nämlich zu uns an den Mittagstisch.
In der Jugend hatte Stefan den Ruf eines Theoriehais, den man nur aus seinen Systemen herausbringen musste, um gegen ihn zu gewinnen. Für mich war Stefan aber ein weit unterschätzter Spieler, der mit strategischer Tiefe spielte, um später im Endspiel seinen Vorteil zu verwerten.
Das Endspiel begann für Stefan mit seiner schweren langen Krankheit, die ihm viel abverlangt hat. Viele Endspiele hat er seitdem gespielt, und so oft nicht verloren, dafür war er einfach viel zu zäh. Oft ist er wieder aufgestanden, aber jetzt musste er gehen.
Danke, Stefan, für die gemeinsam verbrachte Zeit und alle die vielen Gespräche, die wir geführt haben. Auch wenn unser Kontakt immer mal wieder unterbrochen war, so hat es mir viel Freude gemacht, Dich zu treffen und mich mit Dir zu unterhalten.

Die Beerdigung findet an Stefans 57. Geburtstag am Freitag, den 23.12.2022 um 12:00 Uhr auf dem Friedhof in Frankfurt-Sindlingen, Farbenstraße 104 statt.


Bologan-Semoinar 2012


Weihnachtsblitz 2012


Weihnachtsblitz 2014


Weihnachtsblitz 2015


Weihnachtsblitz 2016